Bajram „Kafu“ Kinolli - Musiker

Copyright: Lorena KillmannMusiker Bajram „Kafu“ Kinollin (27): „Ziel meiner Kunst ist Versöhnung“ (Foto: Lorena Killmann)

Um halb zwölf ist die Party bereits in vollem Gange. Kafu begrüßt mich, indem er mir mit einem Grinsen ein Glas Tequilla und einen Zitronenschnitz in die Hand drückt. Er wirkt wie ein großer, fröhlicher Teddybär. Seine Haut ist dunkel, sein Vollbart schwarz, er trägt eine Baseballmütze, pinkfarbene Hosen und einen gelben Pulli.

In der kleinen Küche geht es eng her. Nur mit Mühe lässt sich noch Platz auf der etwas abgeschabten Sitzecke finden. Es läuft HipHop, einige der Gäste überbieten sich mit nicht ganz ernst gemeinten Rapperposen. Kafu lehnt sich zufrieden zurück.

Er ist Leadsänger der Band Gypsy Groove, zur Zeit einer der populärsten Musikgruppen des Kosovo. Als Roma wuchs er mit traditioneller Gypsy-Musik auf. Später suchte er nach Wegen, sie mit Elementen aus Reggae, Rock, Soul, Funk und Jazz.

Den Spitznamen „Kafu“ erhielt er in Anspielung auf den ehemaligen brasilianischen Nationalspieler Marcos Evangelista de Moraes, kurz „Cafu“, der dunkelhäutig ist, wie er. Später machte er aus der Stichelei seiner Mitschüler seinen Künstlernamen.

Musik verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft

Sein größtes Idol ist Bob Marley, der wie er Musik als friedliches Mittel des Protests und der Versöhnung begriff. „Auch heute noch sind Spannungen zwischen den Volksgruppen im Kosovo verbreitet. Mit unserer Musik erreichen wir, dass Menschen egal welcher Nationalität oder Herkunft friedlich zusammenkommen.“

Interview mit Bajram „Kafu“ Kinolli, Sänger der Gruppe Gypsy Groove

Sein Vater schärfte ihm ein: „Geh immer mit einem geschlossenen Auge und einem geschlossenen Ohr durch die Stadt. Und lass dich nicht aufhalten von Leuten, die dir Unrecht tun.“ Bei Diskriminierung wegzusehen und wegzuhören war die Strategie der Generation seiner Eltern. Er selbst möchte nicht mehr wegsehen und kämpft mit seiner Musik gegen Vorurteile. In seinem Song „Get to know your neighbour“ heißt es:

Enough prejudice from the subconsciensness inside
Think about the Romas, find the reason why
Next step is to accept, give it a try
Stop the judging, get to know me, I’m a funny guy
Find out yourself it’s pretty simple if you try
You need to open up your heart, open up your eye

Schluss mit den Vorurteilen, die irgendwo aus dem Unterbewusstsein kommen,
Denk über die Roma nach und finde heraus, woher kommt es, dass du so über uns denkst
Der nächste Schritt ist es, uns zu akzeptieren, versuch es wenigstens mal
Hör auf zu verurteilen und lern mich kennen, ich bin ein netter Typ,
Finde es einfach selbst heraus, es ist ziemlich einfach, wenn du es nur versuchst,
Du musst nur deine Augen öffnen und dein Herz.

Er selbst fühlt sich heute gut integriert, aber das schreibt er vor allem seinem Erfolg als Musiker zu. Und er ist nicht der Typ, der sich von Problemen zu sehr runterziehen lassen will. „Mit der Zeit werden wir die Dinge ändern“, sagt er. „Und jetzt lass uns tanzen!“