Ujkan Hysaj - Filmemacher

Copyright: Majlinda HoxhaFilmemacher Ujkan Hysaj (27): „Im Kosovo liegen die Geschichten auf der Straße“ (Foto: Majlinda Hoxha)

Zitternd steckt er die Zigarette an, die der serbische Offizier ihm aufzwingt. Die Entscheidung liegt bei ihm, dem Familienvater, welcher der beiden Jungen hingerichtet werden soll. Der Neffe oder sein eigener Sohn. 

Die Geschichte des Filmes „Kolona“ beruht auf einer wahren Begebenheit aus der Zeit des Kosovokrieges. Sie erzählt das Schicksal einer albanischen Familie, die an der Grenze zu Mazedonien der Willkür serbischer Grenzkontrolleure zum Opfer fällt.

Der dreißigjährige Filmemacher Ujkan Hysaj gewann mit seinem Kurzfilm zahlreiche nationale und internationale Preise. 2013 schaffte der Film es bis in die Vorauswahl für den Oscar in der Kategorie Internationaler Kurzfilm.

Zehn Minuten vor dem vereinbarten Treffen wartet Ujkan bereits an einem der kleinen runden Tische im Künstlercafé Dit e Nac. Die weichen Züge seines rundlichen Gesichts, das kurze dunkelblonde Haar und der sorgfältig getrimmte Kinnbart lassen ihn aufgeräumt und freundlich wirken. Er spricht mit leiser, warmer Stimme, langsam, manchmal stockend. An einem öffentlichen Ort interviewt zu werden scheint ihn ein wenig verlegen zu machen. Offenbar ist ihm sein Erfolg nicht zu Kopf gestiegen.

„In Pristina liegen die Geschichten auf der Straße“

Auf den Stoff zum Film traf er durch Zufall, als er in einem Café eine Unterhaltung am Nebentisch mithörte. Er ließ sich die Geschichte erzählen und besuchte den Mann, der zur Hauptfigur seines Filmes werden sollte, in seinem Dorf in den Bergen. Es ist nicht das erste Mal, dass eine seiner Filmideen auf Zufallsbegegnungen beruht. „Hier liegen die Geschichten auf der Straße“, sagt er.

Offizieller Trailer des Kurzfilms „Kolona“

Im Ausland zu leben und zu arbeiten kann er sich nicht vorstellen. Er wuchs in Pristina auf und studierte an der Filmhochschule. Seine Freunde leben hier ebenso wie seine Familie, zu der er ein enges Verhältnis hat. Sein Bruder Besian Hysaj ist Autor und schrieb für „Kolona“ das Drehbuch. Sein Vater Fadij Hysaj war bis zu seinem Ruhestand Intendant des Nationaltheaters. Ujkan nennt ihn sein wichtigstes künstlerisches Vorbild.

Zur Zeit plant Ujkan ein weiteres Filmprojekt. Nicht Krieg und Vernichtung liefern diesmal den Stoff. Es soll um eine Bande von Kleinkriminellen gehen, die den „großen Kriminellen“, den korrupten Politikern und Unternehmern, das Geld aus der Tasche ziehen. Sein neuer Film wird im Hier und Heute des Kosovo spielen. Und diesmal wird es eine Komödie.