Die Kampfmittelräumungsteams der Armeen aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und den USA verweisen bei Fragen nach der Räumung von Uranmunition gern auf die Kosovo Security Forces, die nach und nach Sicherheitsaufgaben von der Kfor übernehmen sollen, seit Kosovo 2008 die Unabhängigkeit erklärte. Über Uranmunition könne er keine Angaben machen, sagt deren Pressesprecher. Für seine Einheiten sei das kein Thema, versichert der leitende Koordinator für Kampfmittelräumung.
Freimütiger redet Danny Danenbergsons, der als britischer Soldat ab 1999 im Kosovo war. Seit dem Ende seiner Dienstzeit ist er immer wieder über Monate im Kosovo gewesen, um im Auftrag eines britischen Unternehmens alles zu räumen, was explodieren könnte. Im Kosovo bringt er Auszubildenden bei, wie sie Minen und Bomben zu räumen haben. Danenbergsons erinnert sich an nur einen einzigen Räumeinsatz, bei dem bekannt war, dass in dem Gebiet auch Uranmunition verschossen worden war: „Wir haben da alles Mögliche weggeschafft: Clusterbomben, Minen und so weiter – aber ganz bestimmt keine Uranmunition.“ Er kann sich nicht entsinnen, dass irgendjemand im Kosovo jemals systematisch Uranmunition geräumt hätte – weder Privatfirmen, noch staatliche Teams. Den einen fehle dazu schlicht das notwendige Equipment, den anderen der politische Wille, meint Danenbergsons. „Selbst wenn wir DU-Munition aus dem Boden holen würden, könnten wir damit nicht viel anstellen“, erklärt er. „Wir würden das Geschoss vermutlich in einen speziellen Behälter legen und es mit Koordinaten versehen, damit irgendjemand es dann zur Entsorgung abholt.“ Wer die verschossene Munition „entsorgen“ könnte, fällt ihm nicht ein.
Wie teuer die Räumung von Uranmunition ist, lässt sich nur erahnen. Auf einem Testgelände im US-Bundesstaat Indiana hatte die Armee bis 1997 DU-Munition getestet und knapp 77 Tonnen des Materials zurückgelassen. Eine Räumung sollte ersten Schätzungen zufolge mindestens 7,8 Milliarden Dollar kosten – ohne das Roden aller Pflanzen, das Abtragen des Erdreichs in bis zu sechs Metern Tiefe und die langfristigen Kosten für die Lagerung des Erdaushubs in riesigen Spezialcontainern. Dem Pentagon war das zu teuer, weshalb man vorschlug, das Gelände in einen Nationalpark umzuwandeln, was die Umweltbehörde jedoch dankend ablehnte. Nachdem zwischenzeitlich diskutiert wurde, den ehemaligen Übungsplatz zur „nationalen Opferfläche“ zu erklären und so den Zutritt für immer zu verbieten, verzögern das Pentagon und die Atomaufsichtsbehörde eine Räumung des Geländes bis heute.